Geschichte von Vourliotes
Übersicht
Sehr interessant ist die Geschichte des Dorfes Vourliotes, wie es entstanden ist und woher die ersten Siedler kamen. Der Ort gehört mit Manolates zu den ersten Bergdörfern, wo Wein angebaut wurde. Der von hier stammende Muskatwein ist einer der besten der Insel Samos. Zur Ortsgemeinde von Vourliotes gehören auch die Küstensiedlungen Kampos (Kambos) und Avlakia, der frühere Hafen des Dorfes. Auch das Kloster Panagia Vrontiani (auch kurz als Moni Vronda bezeichnet) - das älteste Kloster der Insel - zählt mit seinen Bewohnern zum Gemeindegebiet.
Geschichte
Das Bergdorf Vourliotes im Norden der Insel Samos besitzt eine schöne Lage an den Abhängen des Karvouni-Gebirges. Dies könnte die ersten Siedler veranlasst haben, sich hier niederzulassen. Die ersten Historiker erwähnen schon den "Zweig der Rebe" als Hinweis auf einen sehr frühen Weinbau in dieser Gegend. Ein weiterer Historiker legt die Gründung dieser Siedlung in die Zeit zwischen 1615 bis 1616. Allerdings ist das Dorf bereits 1601 in "osmanischen Dokumenten" erwähnt worden, was bedeutet, dass Vourliotes bereits seit Beginn des 17. Jahrhunderts existiert haben muss. Die Siedler von Vourliotes stammen aus dem Ort Vourla in Kleinasien, etwa 39 Kilometer von Smyrna entfernt, dem heutigen Izmir.
...das heutige Urla...
Urla, das ehemalige Vourla der Griechen, die bis 1923 mehrheitlich den Ort bevölkerten, ist heute eine türkische Kreisstadt mit etwa 42 500 Einwohnern. Die Stadt liegt in der Provinz Izmir im Westen der Türkei. Nach der Gebietsreform ist die Stadt einwohner- und flächenmäßig identisch mit dem Landkreis (District). Urla befindet sich 38 Kilometer entfernt von Izmir (Smyrna) an der Straße nach Çeşme. Zu Urla gehören mehrere Stadtteile und 12 kleinere Inseln in der Bucht von Urla. Die größte Insel ist Uzunada. Die Ortsteile Urla Iskelesi (4 km vom Zentrum - das ehem. Vourla), Zeytinalanı und Çeşmealtı (6 km vom Zentrum) liegen direkt am Meer. Auch die Buchten von Menteş, Gülbahçe und Balıklıova werden von Erholungssuchenden aus Izmir zum Baden aufgesucht.
Siedler aus Kleinasien
Nach der Tradition bewohnten die ersten Siedler aus Kleinasien den Ort Palaiochori unterhalb des heutigen Dorfes, wo sich die Ruinen einer früheren Siedlung befinden. Danach wurde die Siedlung in einer höheren Position am Berg neu gegründet [2]. In der Nähe von Palaiochori befinden sich auch die Quellen Pnaka, bekannt für das reiche und erfrischende Wasser. Im Südosten von Vourliotes, nicht weit entfernt vom Dorf ist das Kloster Panagia Vrontiani zu finden, das als das älteste Kloster von Samos gilt. Die erste Klostergründung erfolgte auf den Ruinen eines älteren Klosters.
Die Nähe des Klosters Vrontiani hat großen Einfluss auf das Dorf ausgeübt, denn eine der Pfarrkirchen des Ortes, Agios Ioanni Theologos, wurde bereits 1703 gegründet und war eine Filialkirche des Klosters. Im Jahre 1677 besaß Vourliotes 400 Einwohner, während in der Volkszählung von 1828, die vom außerordentlichen Kommissar der östlichen Sporaden John Koletis durchgeführt wurde, bereits 1431 Einwohner erwähnt werden. Die Bevölkerungszahl blieb auf dem gleichen Niveau im Laufe des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis etwa 1951, wo 1309 Einwohner gezählt wurden. Danach sank die Bevölkerungzahl rapide und erreichte bei der Volkszählung im Jahr 2001 nur noch 602 Einwohner.
Das wichtigste Fest im Jahr in Vourliotes ist das Fest der Muttergottes Vrontiani am 8. September. Unterhalb des Klosters Vrontiani existierte die Siedlung Agiogdytes, die auch zu Vourliotes gehörte und schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Hier führte vor dem großen Waldbrand im Jahr 2000 ein schöner Monophati entlang, der aber heute nicht mehr begehbar ist. Der ehemalige Hafen von Vourliotes befand sich in Avlakia und zum Baden nutzten die Dorfbewohner den Strand von Tsabou. Die Bewohner von Vourliotes gelten auf der Insel als sehr fleißig und zufrieden und in der Tat, eine Dorfgemeinschaft, die in der Lage ist, ein ganzes Tal von der Küste des Meeres bis zu den Füßen des Ambelos-Gebirges zu kultivieren, stellt schon etwas ganz besonderes dar.
Oberhalb des Klosters Panagia Vrontiani erhebt sich die Spitze des Berges Lazarus in einer Höhe von 1037 Meter. Hier am Berg oder auf dem Berg sollen sich die Ruinen einer Burg befinden oder befunden haben, in deren Mitte es eine Kirche gab, die den Namen Agios Lazarus trug, woher man den Namen dieser Bergspitze ableitete. In der Nähe gibt es noch weitere Orte, die in den schweren Zeiten der Insel Samos dazu dienten, Menschen Unterschlupf zu gewähren und sich zu verstecken, denn die Bedrohung durch Überfälle arabischer Piraten war allgegenwärtig. Dazu gehört sicherlich das nur sehr schwer zugängliche Kastro Louloudes, das einst als Fluchtpunkt gegründet wurde. Man kann sich heute kaum vorstellen, wie Menschen in einer so der Natur unterworfenen Umgebung leben konnten.
Ioseph Georgarines schreibt hierzu:
Der ehemalige Erzbischof von Samos, Iōsēph Geōrgarinēs, berichtet in seiner Schrift aus dem Jahr 1677 von der Umgebung und vom Dorf Vourliotes.
Er führt weiter aus:
..."Auf der Spitze des Berges (er meint das Ambelos-Gebirge) befindet sich das Dorf Vourliote, eine Kolonie aus Vourla, einer kleinen Stadt in der Nähe von Smyrna. Es besitzt etwa 100 Häuser und eine Kirche. Die größte Beschäftigung der Einwohner ist es, Holz zu fällen (...). In der Entfernung von einer halben Meile von dieser Stadt befindet sich ein Kloster (...) mit dem Namen Panagia Touphronta" [1].
Vourliotes
Eine Asphaltstraße, die kurz hinter Avlakia von der Hauptstraße (Nationalstraße 62 - Verbindung Samos-Karlovassi) nach links abzweigt, bringt Sie in ein Dorf, das wie ein Balkon mit wunderschöner Aussicht zum Meer erscheint. In Serpentinen windet sich die Straße hinauf zum Dorf Vourliotes. Es befindet sich im Norden der griechischen Insel Samos auf einer Höhe von etwa 360 Meter über dem Meeresspiegel. Dieser Ort bietet nicht nur eine traumhafte Aussicht....
Weitere Informationen zum Bergdorf Vourliotes im Norden der Insel Samos finden Sie hier....!
Kloster Panagia Vrontiani
Das Kloster Panagia Vrontiani liegt etwas außerhalb von Vourliotes. Zur Besichtigung dieser schönen Anlage, die während des großen Waldbrandes im Jahre 2000 bis auf die Grundmauern zerstört wurde, fahren Sie nach Vourliotes und parken dort Ihren Wagen. Der Weg zum Kloster zweigt von der Hauptstraße nach links ab und führt anfangs ziemlich steil hoch. Diesen Weg (ca. 2,5 km) gehen Sie zu Fuß und genießen die herrlichen Ausblicke auf die Küste bis hinunter nach Kokkari, bis zur Bucht von Samos und bei gutem Wetter sogar bis zur türkischen Küste....!
Weitere Informationen zum Kloster Panagia Vrontiani in Vourliotes finden Sie hier....!
Vourla
Die Siedler von Vourliotes stammen aus dem Ort Vourla in Kleinasien, etwa 39 Kilometer von Smyrna entfernt, dem heutigen Izmir. Der Name des Ortes entstammt ihrer einstigen Heimat Vourla. Hier in Vourla (Urla) liegt die antike Stätte Klazomenai, die seit etwa 20 Jahren sytematisch erforscht wird. Klazomenai war eine Stadt in Ionien (Kleinasien), die sich an der Nordseite des Isthmus von Teos befand. Die Stadt gehörte zusammen mit elf anderen Städten und Inseln (u.a. auch Samos) zum Ionischen Bund....
Weitere Informationen zum einstigen Vourla in Kleinasien - heute Urla in der Türkei - finden Sie hier....!
Giorgos Seferis (1900 - 1971)
Der Geburtsort des griechischen Schriftstellers und Diplomaten Giorgos Seferis heißt Vourla. Der Ort liegt in Kleinasien am Golf von Izmir und wurde seinerzeit mehrheitlich von Griechen bewohnt. Heute heißt der Ort Urla und befindet sich im Nordosten der Halbinsel Cesme. Hier in der Umgebung stößt man neben vielen antiken Stätten auf zahlreiche griechische Hinterlassenschaften aus der Zeit, als Smyrna noch vorwiegend von Griechen bewohnt war....
Weitere Informationen zum Schriftsteller und Diplomaten Giorgos Seferis aus Vourla in Kleinasien finden Sie hier....!
Quellenverzeichnis:
1.: A description of the present state of Samos, Nicaria, Patmos, and Mount Athos von Iōsēph Geōrgarinēs und Henry Denton, 14. Juli 1677 - Google Books, abgerufen zuletzt am 27.10.2014!
2.: Informationen zum Weinbauerndorf Vourliotes auf der Website www.vathy.gr, zuletzt abgerufen am 04.11.2014!
Fotos aus Vourliotes
