Domatia
Übersicht
Nicht zuletzt will ich einen Ort erwähnen, den ich im Jahr 2002 zum erstenmal besucht und dem ich später weitere Besuche abgestattet habe. Die Rede ist von Domatia (türk.: Domaçya, Eski Doganbey), einem griechischen Dorf hier an der Küste von Kleinasien. Die Türken nennen den Ort, der sich in einer Höhe von 300 Meter befindet, Eski Doganbey. In diesem Dorf lebten die griechischen Bewohner bis zum Jahr 1923, danach mussten fast alle Griechen Kleinasien und die Region Pontus verlassen. Im Gegenzug kamen viele Türken aus den griechischen Gebieten sowohl vom Festland als auch von den größeren Inseln und zogen in die nun leeren Häuser ein. Das ganze nannte sich Bevölkerungsaustausch, war aber im Grunde nichts anderes als die Vertreibung von Menschen, die - auf beiden Seiten - nun ihre angestammte Heimat verloren.
Die ehemalige griechisch-orthodoxe Kirche im Dorf wurde in eine Moschee umgewandelt, das Minarett daneben wurde neu errichtet, aber erst im 21. Jahrhundert vollständig fertighgestellt. Zu Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts verließen die türkischen Bewohner den Ort und zogen zum Teil in den neuen Ort an der Küste unterhalb ihres Dorfes- Yeni Doganbey! Andere Familien zogen in verschiedene Orte innerhalb der Provinz Aydin. In diesem Dorf gibt es wunderschöne Beispiele für die Architektur von Häusern im griechisch-levantinischen Stil. Domatia ist ein gut erhaltenes, authentisches griechisches Dorf mit einer ehemaligen Kirche, einem Lebensmittelgeschäft, einer Werkstatt, einer ehem. Taverne, einem Kafenion und einer Schule, in der sich heute ein Museum befindet. Natürlich dienen diese Häuser heute anderen Zwecken.
Domatia (Eski Doganbey)
Das ehemalige griechische Dorf liegt auf einer Höhe von etwa 300 Meter auf der Südseite des Mykale-Gebirges (Dilek-Gebirge). Es befindet sich heute im Dilek Peninsula-Büyük Menderes Delta Nationalpark- einem der schönsten Nationalparks der Türkei. Das für diese Region historisch bedeutende Dorf Domatia (neben Sirince) wurde 1922 - 1923 verlassen, als die meisten Griechen Kleinasien wegen der sogenannten „Kleinasiatischen Katastrophe“ gehen mussten. Gemeint ist der Griechisch-Türkische Krieg (1919 - 1922), den die Griechen verloren und als Ergebnis laut dem Vertrag von Lausanne ihre bis dahin seit der Antike bewohnten Gebiete verlassen mussten.
Ihre Beziehungen pflegten die hier lebenden Griechen auch zu Verwandten auf der Insel Samos, weil die Distanz von hier bis nach Pythagorion nur 21,57 km beträgt und mit einem Boot gut erreicht werden kann. Man weiß heute, dass die in Kleinasien lebenden Griechen gut mit den Inselgriechen vernetzt waren, wie man heute sagen würde und ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass aus Domatia geflüchtete Griechen zur Insel Samos gelangten und sich hier neu ansiedelten- vorzugsweise im Südosten der Insel mit Blick auf ihre alte Heimat. Der gute Zustand der Häuser ist zum einen dem Umstand zu verdanken, dass in die leeren Häuser bald wieder Leben einkehrte durch die Flüchtlinge aus Griechenland. Als diese das Dorf in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts verließen, standen die Häuser fast 20 Jahre leer.
Architektur in Domatia
Das alte griechische Dorf Domatia ist etwa 30 Kilometer von Söke in der Provinz Aydın entfernt. Es liegt am Rand des Mykale-Gebirges, das heute zu einem Nationalpark gehört. Die noch vorhandenen Gebäude- Häuser, Geschäfte, eine Kirche und Brunnen spiegeln die architektonischen Merkmale eines typisch- griechischen Dorfes in Kleinasien wieder. Einzelne Strukturen der Häuser findet man auch auf den Inseln der Ägäis. Eine Ansiedlung der Griechen an diesem Ort wird in die spätosmanische Epoche datiert. Man nimmt an, dass die Häuser nach der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Die späteren türkischen Bewohner verließen den Ort und das Dorf stand viele Jahre leer. Handwerker und Architekten aus Istanbul und Izmir (Smyrna) kauften die ersten Häuser und renovierten sie liebevoll.
Dieses Beispiel machte Schule und weitere Käufer kamen und stellten die Häuser im Original wieder her. Sehenswert sind die schönen Steinhäuser, teilweise mit Balkonen, die engen und gepflasterten Gassen und nicht zuletzt die Naturschönheiten des Dorfes, die sich an den alten Plätzen zeigen. Alte Bäume - Platanen oder Maulbeerbäume - verschwenderischer Oleander und zahlreiche weitere Pflanzenarten verschönern das Dorf. Aber vor allem die typisch griechische Architektur besticht durch ihre Einzigartigkeit- zeitlos und schön. Der Name des Dorfes - Domatia (Δωματια) - bedeutet Zimmer und wird auf die Innenhöfe einiger Häuser zurückgeführt. Später erhielt das Dorf unter den neuen Bewohnern den Namen Doğanbey.
Das Dorf Domatia ist die einzige Siedlung in den Grenzen des Nationalparks. Heute ist das Dorf ein Freilichtmuseum mit einzigartigen Beispielen griechischer und türkischer Architektur. Spazieren Sie durch die engen Gassen der alten Siedlung, die mit ihren bunten Blumen, Pflanzen und großen, grünen Bäumen geschmückt sind. Sie werden sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Sie können z.B. die ehemalige griechisch-orthodoxe Kirche besichtigen, die später in eine Moschee umgewandelt wurde. Zwischen den Steinhäusern befindet sich ein alter Brunnen; dann gibt es noch eine Kapelle und ein Geschäftshaus und eine heute zum Wohnhaus umfunktionierte ehemalige Taverne.
Eines der größten Gebäude im Ort - das ehemalige Schulgebäude - beherbergt heute ein Besucherpräsentationszentrum. Das Gebäude wurde im Jahr 2001 renoviert und enthält einen Museumsraum, eine Ausstellungshalle, eine Bibliothek, einen Computerraum und eine Cafeteria. Das Besucherzentrum bietet auch die Möglichkeit, die Umgebung des ehem. griechischen Dorfes bei Führungen zu erkunden, die von einem erfahrenen Team organisiert werden. Leider ist das Besucherzentrum nicht ständig geöffnet, deshalb verlassen Sie sich bitte nicht darauf, hier mehr über den Ort Doamatia und seine Umgebung zu erfahren.
Karina Bucht
Das ehemalige griechische Dorf Domatia besaß auch einen Hafen. Dieser hieß Karina, angeblich benannt nach einer Tochter eines griechischen Kaufmanns mit Namen Karina. Von hier hat man einen schönen Ausblick auf die natürliche Schönheit der Mündung des Großen Mäander. Karina war auch gleichzeitig der Handelshafen im 19. Jahrhundert. Es gab hier in der Bucht mehrere Zollgebäude (Osmanische Epoche), die noch erhalten sind und heute anderen Zwecken dienen. Olivenöl, Honig, Getreide, Tabak, Wein und Trauben wurden einst hier umgeschlagen- die Handelsgeschäfte konzentrierten sich hauptsächlich auf die nahe gelegenen Inseln. Heutzutage liegen nur noch die Fischerboote in der kleinen Bucht von Karina vor Anker, die im Delta des Großen Mäander noch reichlich Fisch fangen können.
Das hier angesiedelte Karina Palmiye Restaurant gehört zu den beliebtesten in der ganzen Umgebung- es hat sich auf fangfrische Meeresfrüchte jeglicher Art spezalisiert und die Gäste kommen von weit her, um diese Spezialitäten zu genießen. Hier ist auch die Straße zu Ende, denn hier beginnt der militärische Sperrbezirk. Es ist nicht möglich, die Halbinsel Mykale an der Küste zu umfahren. Etwa 1,5 km vorher gibt es noch das Abdül'ün Yeri Karine Balık Restorant, auch schön an der Küste gelegen, und natürlich auch ein Restaurant in Yeni Doganbey. Vom alten Domatia bis zum Hafen von Karina sind es gut 7 Kilometer. Von Söke aus erreicht man sowohl Priene, Eski Doganbey und Karina, die alte Zollstation, zuerst über die Nationalstraße 0525, dann kurz hinter Söke rechts ab in Richtung Priene über die Güllübahçe Yolu weiter nach Atburgazi und Tuzburgazi, hier rechts abbiegen nach Doganbey.
Von Doganbey führt eine Straße hinauf nach Eski Doganbey - etwa 2 Kilometer - dem alten griechischen Dorf Domatia. Von Doganbey kann man geradeaus weiterfahren zum südlichsten erreichbaren Punkt der Halbinsel Mykale (Dilek Peninsula)- zur kleinen Bucht mit Hafen Karina.
Adresse:
Karina Palmiye Cafe & Restaurant
Karina Mevkii Doganbey
Mahallesi Doganbey,
Sokak No:330,
09200 Karina - Söke
Provinz Aydın, Türkei
Güllübahçe (ehem. Gelebec)
Auf dem Weg nach Priene aus Richtung Söke kommend passieren Sie den Ort Güllübahçe (ehem. Gelebec), der etwa 15 Kilometer von Söke entfernt liegt. Güllübahçe zählt etwa 1800 Einwohner und gehört zur Provinz Aydin. Die Hauptstraße führt durch das Delta des Großen Mäander, einer fruchtbaren Ebene südlich des Mykale-Gebirges. Güllübahçe liegt an den Ausläufern des Samsun Dağı etwa 1,5 Kilometer nördlich von der antiken Stadt Priene entfernt. Hier in diesem Ort finden Sie die Ruinen des griechischen Dorfes Gelebec, die sich oberhalb von Güllübahçe befinden. Die meisten Bewohner verdienen ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft, mit der Viehzucht und dem Anbau von Oliven. Griechen gab es hier schon seit dem 18. Jahrhundert. Der frühere Ort Gelebec bestand aus einem Unter- und Oberdorf.
Die meisten Türken wohnten unten entlang der Straße und die Häuser der Griechen waren am Hang des Mykale-Gebirges gebaut worden. 1821 wurde die heute nur noch in Ruinen erhaltene Kirche über den Resten einer älteren Vorgängerkirche erbaut. Die griechisch-orthodoxe Kirche erhielt den Namen Agios Nikolaos. Griechen und Türken lebten hier friedlich zusammen bis zum Griechisch-Türkischen Krieg. Dieser Krieg bezeichnet die militärischen Auseinandersetzungen zwischen dem Königreich Griechenland und dem anatolischen Teil des im Ersten Weltkrieg zerschlagenen Osmanischen Reiches in den Jahren 1919 – 1922. Nach dem verlorenen Krieg mussten zwischen 1922 - 1923 die meisten Griechen ihre ehem. Heimat verlassen und die aus Griechenland vertriebenen Türken (nach dem Vertrag von Lausanne) zogen in die verlassenen Dörfer ein.
Nach dem Erdbeben im Jahr 1955 wurde das obere Gelebec vollständig aufgegeben und verlassen. Die Steinhäuser verfielen und das einstige Gelebec wurde in Güllübahçe umbenannt. Mittlerweise werden die Häuser der Griechen im alten Gelebeç umgebaut und restauriert, und es kehrt neues Leben in den alten Ortsteil ein. Die Kirche des Heiligen Nikolaus gehört heute zum Kulturerbe der Türkei und man kann nur hoffen, dass auch hier endlich eine umfassende Sanierung des Gebäudes erfolgt, bevor es ganz einstürzt. Wer durch das frühere Unterdorf Gelebec und heutige Güllübahçe spaziert, sieht sofort erste Hinweise auf ein griechisches Bauwerk, das so auch in Kreta oder auf der Insel Samos stehen könnte. Es handelt sich hier um einen Aquädukt, dessen Wasser aus den Bergen stammt und sich in ein Becken ergießt, in dem heute Enten schwimmen!
Sirince
Etwa 8 Kilometer östlich von Selcuk befindet sich das ehemalige griechische Dorf Sirince (Şirince) in einer landschaftlich einmaligen Lage. Der Ort präsentiert sich auch heute noch vollständig im griechischen Stil. Wer die weißen Häuser an den Abhängen des fruchtbaren Tales sieht, wähnt sich im Dorf Vourliotes auf der griechischen Insel Samos. Das Dorf Şirince hieß bis 1926 Çirkince (Türkisch für Hässlichkeit), danach wurde das Dorf durch den damaligen Gouverneur von Izmir (Smyrna), Kazım Dirik, in Şirince (Türkisch für Freundlichkeit) umbenannt.....
Weitere Informationen zum ehemaligen griechischen Dorf Sirince in der Umgebung von Selcuk finden Sie hier....!