Milet (Miletos) Teil II.
Sehenswürdigkeiten in Milet
Einen ersten Überblick über das gesamte Ausgrabungsgelände erhält man vom obersten Rang des Amphitheaters von Milet. Auf den ersten Blick ist das Gelände ziemlich überschaubar. Ohne einen Reiseführer allerdings würde man außer dem gut erhaltenen Theater aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. nur wenig erkennen können. Ja- es stimmt - Milet sollte man sich „erarbeiten“. Hierbei hilft Ihnen die Beschilderung der einzelnen Bauwerke durch die Theodor Wiegand Gesellschaft. Die Hinweise sind durch Zeichnungen sehr anschaulich ergänzt worden. Das Stadtgebiet lag in der Antike auf einer großen Landzunge, die vom Ägäischen Meer (in der Antike Karisches Meer) umspült wurde. Heute ist der Bereich des antiken Milet fast vollständig (außer der südliche Festlandsbereich) vom Schwemmland des Großen Mäander umgeben.
Theater
Direkt gegenüber einer natürlichen Bucht lag das hellenistisch-römische Theater von Milet. Das hellenistische Theater besaß ca. 5300 Plätze und war damit ein kleines Theater. In römischer Zeit (1. Jahrhundert n. Chr.) wurde es durch ein monumentales Theater mit drei Rängen und etwa 15 000 Plätzen ersetzt. Die Höhe des Bauwerks betrug etwa 40 Meter. Das Theater befand sich direkt am Rande der heute versandeten Hafenbucht (Theaterbucht). Die Reste des Bühnengebäudes sind vor dem Theater aufgereiht. Ansonsten macht das Theater einen guten Eindruck, wenn man bedenkt, dass das Bauwerk in byzantinischer Zeit auch als Festung diente und von Mauern umgeben war. Das Stadtgebiet Milets erstreckte sich in der Antike bis zum Kalabak Tepe. Oberhalb des Theaters auf einem Plateau sind die Reste eines byzantinischen Kastells zu erkennen.
Karte von Kleinasien in der Antike mit römischen Provinzen, 1901, F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas - eingebunden über Wikimedia Commons
Buleuterion
Das Buleuterion (Rathaus, auch Ratsversammlung in den Städten (Poleis) des antiken Griechenland) in Milet wurde zwischen 175 und 163 v. Chr. errichtet. Es war eine Stiftung der milesischen Brüder Timarchos und Herakleides im Namen des Königs Antiochos IV. Epiphanes von Syrien. Antiochos IV. Epiphanes (griech.: der Erschienene (Gott); * um 215 v. Chr.; † 164 v. Chr.) war ein König aus der Dynastie der Seleukiden. Er war der jüngste Sohn des Antiochos III. und der Laodike von Pontos. Laut Diodor galt Antiochos als mächtigster König seiner Zeit. Als eine der Bedingungen des Friedens von Apameia 188 v. Chr. musste Antiochos von seinem Vater als Geisel nach Rom entsandt werden. Dort lebte er zehn Jahre lang, bis er 178 v. Chr. gegen seinen Neffen Demetrios ausgetauscht wurde. [2]
Hubert Knackfuß arbeitete von 1899 - 1908 zusammen mit Theodor Wiegand (* 30. Oktober 1864 in Bendorf am Rhein; † 19. Dezember 1936 in Berlin) an der Freilegung einiger Bauwerke aus der römischen Epoche. U.a. waren dies die Gebäude des Theaters, das Buleuterion und das Marktgebäude, dessen monumentales Tor sich heute in Berlin im Pergamonmuseum befindet. Hubert Knackfuß (1866 - 1948) war ein deutscher Bauforscher, der maßgeblich an den Ausgrabungen der antiken Städte Milet und Didyma beteiligt war. Er gilt als einer der Mitbegründer der antiken Bauforschung als selbständige Disziplin innerhalb der archäologischen Wissenschaften. Vom Buleuterium zu sehen sind heute noch einige Sitzreihen
Thermen in Milet
In Milet sind drei noch aus der römischen Kaiserzeit stammende Thermen bekannt: die Thermen des Vergilius Capito, nur 150 Meter südöstlich vom einstigen Hafen (Löwenbucht) entfernt, die Faustinathermen, etwa 100 Meter westlich der südlichen Agora und unweit des Stadions und die kleinere Thermenanlage am Humei Tepe. Benannt wurden die Capitothermen nach Gnaeus Vergilius Capito, der von 47/48 - 52 n. Chr. Präfekt in Ägypten war. Später wurde Vergilius Capito römischer Konsul unter Kaiser Claudius (41 - 54 n. Chr.), weshalb man annimmt, dass die Capitothermen die ältesten Bäder in Milet sind. Vergilius Capito wurde auch in Milet geboren, was die Stiftung der Thermen an seine Heimatstadt noch verständlicher macht.
Faustinathermen
Zuletzt sei noch auf das sogenannte seldschukische Bad hingewiesen, das in die Ruinen hineingebaut wurde. Es befindet sich direkt neben dem Delphinion. Die Faustinathermen in Milet wurden benannt nach Faustina, der Gattin des römischen Kaisers Marc Aurel, unter dem die Thermenanlage in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet wurde. Sie befinden sich im Nordosten des ehemaligen römischen Stadions, etwa 100 Meter westlich der Süd-Agora und 180 Meter südlich des Theaters. Die Thermenanlage der Faustina wurde während der Herrschaft des römischen Kaisers Marc Aurel (161 - 180) gebaut. Teile der hier aufgefundenen Exponate befinden sich heute im archäologischen Musem in Istanbul. Man nimmt heute an, dass die Thermenanlage aufgrund einer Stiftung der Gattin von Marc Aurel - Faustina die Jüngere (* 16. Februar um 130; † 176 in Halala, Kappadokien) - errichtet wurde.
Die Faustinathermen zählen heute neben dem griechisch-römischen Theater zu den bedeutendsten Gebäuden in Milet. Die Thermenanlage besaß sowohl ein Kaltbad (Frigidarium) als auch einige Warmwasserbäder (Caldarium) sowie ein Schwitzbad. Der Raum wurde - wie alle Räume des Warmbadbereichs - durch Heizkanäle unter dem Fußboden (Hypokausten) und Tonröhren in den Wänden (Tubuli) erwärmt. Die Architekturteile am Boden stammen von den oberen Teilen der eingestürzten Halle. Der Flussgott an der Stirnseite des Frigidarium und der Löwe stehen heute als Kopien an den ursprünglichen Standorten. Die Originale befinden sich im Museum. Die Faustinathermen waren die größten Bade-und Sportanlagen Milets aus römischer Zeit. In der Spätantike wurde das Gebäude als Teil der Befestigungsanlagen Milets genutzt.
Delphinion in Milet
Das Delphinion in Milet ist heute nur noch als Ruine erhalten. Ein rechteckiger Temenos mit den Überresten eines Tempels stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Noch vorhanden sind weiterhin ein rechteckiger Altar sowie einige andere runde Marmoraltäre. Den Heiligen Platz umgaben einst an allen Seiten Säulenhallen. Hier wurden an den Wänden des Delphinion Inschriften gefunden die besagen, dass der Ort auch als Stadtarchiv diente. Das Delphinion war seit archaischer Zeit das Hauptheiligtum von Milet.
Es diente zur Verehrung des Apollon Delphinios. Der Delphin galt neben dem Löwen in der Antike als das Fabelwesen des Apollon, also als (sein) heiliges Tier. Hier in Milet am Delphinion begann die Heilige Straße, die von Milet zum Apollontempel von Didyma führte- sie war etwa 15 Kilometer lang. An dieser Stelle begannen auch die alljährlichen Prozessionen. Die baulichen Reste des Delphinion stammen aus hellenistischer und römischer Zeit. Die Rundbasis im Zentrum des Hofes könnten die Fundamente eines Tempels sein. Östlich vom Delphinion ist das seldschukische Bad zu sehen.
Ilyas-Bey-Moschee
Die İlyas-Bey-Moschee ist ein historisches islamisch-religiöses Gebäude in Milet im Bezirk Didim in der Provinz Aydın. Es befindet sich im Westen der Türkei und liegt innerhalb des Ausgrabungsgeländes der antiken Stadt Milet. Die Moschee wurde im Jahre 1403 von Ilyas Bey (1402 – 1421), dem Herrscher des türkischen Menteshe-Emirats, erbaut. Die Moschee ist Teil eines Komplexes, der aus einer Medresse, einem religiösen Bildungsinstitut (Schule), und einem Hammam, einem Badgebäude, besteht. Die Gebetshalle ist von einer Kuppel mit einem Durchmesser von 14 Meter bedeckt, die aus Ziegeln besteht und mit Ziegeln gedeckt ist. Das Minarett aus Ziegelsteinen brach bei dem Erdbeben von 1955 zusammen. Neben dem Komplex wurden Ruinen einer Villa mit Bad entdeckt, die aus byzantinischer Zeit stammt.
Für den Bau der Moschee verwendete man große Marmorblöcke, die den Ruinen des antiken Milet entnommen und die entsprechend bearbeitet wurden. Das Bauwerk ist eines der führenden Werke der anatolisch-türkischen Architektur mit seiner ursprünglichen Architektur, Fassadengestaltung und Dekoration. Auf dem Geländeareal sind zahlreiche muslimische Gräber erhalten, die zum Teil noch aus dem alten Dorf Balat stammen, das bis zum Erdbeben von 1955 hier existent war. Die İlyas-Bey-Moschee wurde zwischen 2007 und 2012 zusammen mit den anderen Gebäuden des Komplexes restauriert. Der Ilyas Bey Complex wurde 2012 für seine Erhaltung mit dem Preis der Europäischen Union für Kulturerbe - Europa Nostra Award ausgezeichnet.
Nymphäum
In Milet gab es in der Antike zahlreiche Brunnen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren. Den Hauptbrunnen der Stadt Milet - das Nymphäum - stiftete Marcus Ulpius Traianus, der Vater des römischen Kaisers Trajan, der als Legat die römischen Interessen in der Provinz Asia im Jahr 79/80 n. Chr. vertrat. Das 3. Obergeschoss wurde unter Kaiser Gordian III. 241 - 244 hinzugefügt. Ein Nymphäum ist ein Nymphenheiligtum, gewöhnlich über einem Brunnen oder einer Quelle errichtet. Meist sind Nymphäen halbkreisförmige Gebäude in Säulenarchitektur, bisweilen mehrgeschossig. Im Hellenismus und der römischen Antike wurde der Begriff auf Quell- und Brunnenhäuser sowie auf repräsentative städtische Bauwerke mit Wasserbecken und mehrgeschossigen Säulenfassaden übertragen, die an der Mündung einer künstlichen Wasserleitung standen, wie z.B. der Trevi-Brunnen (Nymphäon der Neuzeit) in Rom.
Didyma
Neben dem Orakel von Delphi mit den berühmten Weissagungen der Pythia ist die antike Stätte Didyma mit dem Tempel des Apollon die bekannteste unter den griechischen Orakelstätten. Der heutige Name Didim hat seinen Ursprung vom alten Didyma und ist heute eine moderne Stadt mit mehreren Ortsteilen. In den Zeiten des Osmanischen Reiches nannte man die Stadt Hieronda. Nach der Gründung der modernen türkischen Republik nannte man sie Yoranda oder Yoran. Nach der teilweisen Zerstörung durch ein Erdbeben im Jahr 1955.....
Weitere Informationen zum Orakel von Didyma an der Ägäisküste der Türkei finden Sie hier....!
Domatia
Nicht zuletzt will ich einen Ort erwähnen, den ich im Jahr 2002 zum erstenmal besucht habe und dem ich später weitere Besuche abgestattet habe. Die Rede ist von Domatia, einem griechischen Dorf hier an der Küste von Kleinasien. Die Türken nennen den Ort, der sich in einer Höhe von 300 Meter befindet, Eski Doganbey. In diesem Dorf lebten die griechischen Bewohner bis zum Jahr 1923, danach mussten fast alle Griechen Kleinasien und die Region Pontus verlassen. Im Gegenzug kamen viele Türken aus den griechischen Gebieten sowohl vom Festland als auch von den größeren Inseln und zogen....
Weitere Informationen zum ehemaligen griechischen Dorf Domatia (heute Eski Doganbey) am Südabhang des Mykale Gebirges finden Sie hier....!
Quellenhinweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte der antiken Stadt Milet an der Westküste Kleinasiens basieren auf dem Artikel Milet (Stand vom 23.12.2018) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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