Karlovasi
Überblick
Die zweitgrößte Stadt der Insel Samos ist Karlovasi (Karlovassi) im Norden der Insel. Karlovasi ist eine Hafenstadt, aber der Hafen von Samos mit dem Fähranleger auch für große Passagierschiffe und der Kommerzhafen in Malagari haben diesem Hafen den Rang abgelaufen. Er ist jetzt der zweitwichtigste Hafen der Insel. Die offizielle aber nicht gebräuchliche Bezeichnung für die Stadt ist Neo Karlovasi. Seit 1986 hat die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität der Ägäis ihren Standort in Karlovasi. Zusammen mit dem Kloster Profitis Ilias im Südosten des Stadtgebietes und drei kleinen Weilern (Sourides, Potami und Sakkouleika) bildet sie die Ortsgemeinschaft Karlovasia. Die Stadt Karlovasi ist etwa 32 Kilometer von der Stadt Samos entfernt.
Der größte Teil des Stadtgebietes liegt in einer Ebene, die sich bis zur Küste hin ausdehnt. Insgesamt ist die Struktur der Stadt etwas unübersichtlich, was aber auch mit der Geschichte des Ortes zu tun hat. Der Name Karlovasi (Karlovasi) soll von den türkischen Wörtern „karli avasi“ abstammen, die „schneebedeckte Ebene“ bedeuten. Die Türken gaben der Stadt diesen Namen, weil sie damals mit Bäumen bewachsen war und jedes mal wenn es schneite und sich der Schnee auf den Baumspitzen absetzte, verlieh er der Ebene dieses Aussehen. Der Tourismus in dieser Stadt befindet sich immer noch in den Kinderschuhen, obwohl es einige schöne Hotels in der Stadt gibt. Auch findet sich in Hafennähe ein Sandstrand, der flach ins Meer abfällt. Es gibt zwar vergleichsweise wenig zu besichtigen, dafür ist die Umgebung von Karlovasi sehr attraktiv.
...fünf Stadtteile...
Der Küstenort Potami liegt etwas über 3 Kilometer westlich des Stadtzentrums, die beiden Weiler Sourides und Sakouleika liegen etwa 5 Kilometer landeinwärts, nahe der Landstraße Vathy - Karlovasi, die u.a. beide Städte miteinander verbindet. Hauptverbindung zwischen Samos-Stadt und Karlovasi ist die Nationalstraße 62. Der Kern von Karlovasi besteht aus insgesamt 5 Gebieten: Ormos, Neo, Mesaio, Limani (Hafen - Limani Karlovasiou) und Palaio. Ab 1958 bilden sie gemeinsam die Gemeinde von Karlovasi. Der Stadtteil Ormos war das wirtschaftliche Zentrum der Stadt mit Häusern und Villen in der typisch neugriechischischen-architektonischen Tradition und vielen Farben.
Hier entwickelte sich die Industrie der Insel und vor allem die Gerberei. 1/5 der gesamten Lederproduktion Griechenlands wurde hier einstmals produziert. In Mesaio Karlovasi kann man noch die St. Nikolaus Kirche und viele andere neuklassische Gebäude sehen. Neo Karlovasi ist heute das Zentrum der Stadt. Hier befindet sich die Mathematikabteilung der Ägäis Universität im Gebäude der Handelsschule. Im gleichen Gebäude war früher die Porfyrias Schule und die Xatzigianni Mädchenschule untergebracht. Heute ist dort die öffentliche Schule und die Bibliothek der Ägäis Universität ansäßig. Nach der letzten Volkszählung von 2011 besitzt Karlovasi über 6869 Einwohner [2].
Das untenstehende Youtube-Video zeigt schöne Impressionen von Karlovasi...
Geschichte
Die ersten Siedler von Karlovasi kamen zum Beginn des 17. Jahrhunderts von der nördlich von Samos gelegenen Insel Chios. Hierbei handelte es sich um die Nachfahren jener Samier, die bereits 1475 die Insel Samos verließen und auf Chios Schutz vor Piraten und Plünderen suchten. Sie ließen sich in Palaio Karlovasi auf dem kleinen Hügel Alonaki auf den Ruinen einer alten Siedlung nieder. Danach folgten Siedler aus dem Peleponnes, von der Insel Kreta, von der Nachbarinsel Ikaria, den Kykladen (hier besonders von der Insel Naxos) und anderen Gegenden in Griechenland. Diese ließen sich im 18. Jahrhundert im von ihnen gegründeten Neochori nieder, dem späteren Neo Karlovasi, das heute das Geschäftszentrum der Stadt ist.
Paléo Karlóvasi ist der älteste Teil der Stadt, gut versteckt hinter den Hügeln und vom Meer aus nicht zu sehen. Auch andere Dörfer wurden nach diesem Muster gebaut, die Angst vor Piratenüberfällen war allgegenwärtig. 1871 entstand der Hafen und später dann die Küstensiedlung Ormos mit den Fabriken. Nach dem verlorenen griechisch-türkischen Krieg 1923 musste u.a. auch Karlovasi viele Flüchtlinge aus Kleinasien (heutige Türkei) aufnehmen, diese wurden vornehmlich in Ormos in der Nähe der Fabriken angesiedelt.
Weitere Informationen zum Stadtteil Paléo Karlóvasi finden Sie hier....!
Ioseph Georgarines schreibt hierzu:
Der ehemalige Erzbischof von Samos, Iōsēph Geōrgarinēs, berichtet in seiner Schrift aus dem Jahr 1677 von der Umgebung und von der Stadt Karlovasi, die er als größte Stadt der Insel Samos bezeichnete.
Er führt weiter aus:
..."höher auf dem Berg, gegenüber dem Dorf Leka befindet sich das Kloster der Mönche des Elias (er meint das Kloster des Propheten Elias). In ihm leben Männer aus allen weltlichen Berufen... Sechs Meilen von hier, in Richtung Megalocampos (er meint Marathokambos), liegt Carlovasy, die größte Stadt der Insel, neben Megale Chore (Chora). Es liegt etwas vom Meer entfernt gegenüber von Sio und dem Schloss von Siatsky (?) auf dem asiatischen Kontinent (Kleinasien). Der Ort besitzt nicht weniger als 500 Häuser und 5 Kirchen. Die Einwohner sind die reichsten auf dieser Insel, vorwiegend aufgrund ihrer Verbindungen über die See nach Sio, Smyrna (Izmir), Chios (Insel) und anderen Orten. Ihr Haupthandelszweig besteht aus dem Anbau und dem Verkauf von Zwiebeln und dem Muskatwein. Jedoch ihr Hafen ist so stark dem Nordwind ausgesetzt, das er für einige Schiffe unsicher ist...." [1].
Auch die Kunst in dieser Stadt spielte immer eine wichtige Rolle. Weiterhin gab es hier früher viele Töpfereien und auch die erste Zeitung der Insel Samos wurde hier in Karlovasi publiziert. Heute gibt es nur noch wenige kleine Werkstätten, die sich der Keramik, dem Stuck und der Weberei widmen. Karlovasi ist auch die Heimat von Lykourgos Logothetis, dem Rebellen des Jahres 1821 und Gouverneur von Samos, der hier in Karlovasi die Porfyriada-Schule besuchte sowie dem bekannten Sänger der griechischen Revolution, Cleantis.
Strand Potami
Fährt man von der Westseite des Hafens einen kleinen Hang hinauf, kommt nach wenigen Minuten auf der Küstenseite ein Gebilde zum Vorschein, das wie ein Denkmal (Bild oben) aussieht. Es ist die dem hl. Nikolaus, dem Beschützer der Seefahrer geweihte Kirche und gleichzeitig das Wahrzeichen von Karlovasi. Zwei Kilometer weiter endet die Küstenstraße dann am Strand von Potami. In dieser Gegend gibt es viele kleine Tavernen und der Strand ist nicht nur bei Touristen beliebt. Etwa auf der Hälfte dieser Strecke zweigt auf der linken Seite in Richtung Strand.....
Weitere Informationen zum Naturparadies Potami in der Nähe von Karlovasi auf der Insel Samos finden Sie hier....!
Genuesische Festung
Das Adelsgeschlecht der Laskariden - eine Familie aus Genua (Italien) - hatte sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf Samos niedergelassen. Es ist historisch nicht gesichert, warum gerade an diesem Ort die Festung entstanden ist. Man nimmt an, dass es hier einst einen Stützpunkt der Byzantiner gegeben hat, die eine kleine Ansiedlung in diesem Bereich schützte. Einige der Bauelemente in der Kirche entstanden nach Schätzung des Professors Argyris Petronotis jedoch erst in der zweiten Hälfte des 13. bzw. in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts...
Weitere Informationen zur genuesischen Burg in Potami bei Karlovasi finden Sie hier....!
Quellenverzeichnis:
1.: A description of the present state of Samos, Nicaria, Patmos, and Mount Athos von Iōsēph Geōrgarinēs und Henry Denton, 14. Juli 1677 - Google Books, abgerufen zuletzt am 27.10.2014!
2.: Informationen zur Geschichte der Stadt Karlovasi aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 24.10.2014!