Stadtteile von Karlovasi - Teil III.
Überblick
Wie bereits zuvor erwähnt, besteht der Kern von Karlovasi aus insgesamt 5 Gebieten: Ormos (Bay, Küste), Neo (Neu), Mesaio (Mittel), Limani (Hafen - Limani Karlovasiou) und Palaio (Alt). Ab 1958 bilden sie gemeinsam die Gemeinde von Karlovasi. Der Stadtteil Ormos war das wirtschaftliche Zentrum der Stadt mit Häusern und Villen, die im typisch griechischen Architekturstil errichtet wurden gemäß der Tradition und dem ab 1900 einsetzenden neoklassizistischen Stil. Hier entwickelte sich die Industrie der Insel und vor allem die Gerberei. 1/5 der gesamten Lederproduktion Griechenlands wurde hier einstmals produziert. Karlovasi war die reichste Stadt der Insel Samos- sie besaß sogar zeitweilig eine Straßenbahn.
Hier auf dieser Seite mit dem Teil III. der Stadtviertel von Karlovasi beschäftigen wir uns mit dem Stadtteil Neo Karlóvasi- der am engsten bebaute Teil der Stadt, wie ich finde.
Die Odos Ploutarchou führt über die Brücke eines im Sommer ausgetrockneten Flussbettes in den Ortsteil Neo Karlovasi. Dieser Ortsteil ist das urbane Zentrum von Karlovasi und der Teil der Stadt, in dem die meisten Geschäfte zu finden sind. Außerdem befinden sich hier die Verwaltungsämter der Gemeinde, das Rathaus von Karlovasi, die Universität der Ägäis, viele Schulen sowie ein Gesundheitszentrum. Was ich bei bei meinem ersten Besuch allerdings feststellen musste- Parkplätze sind in dieser Gegend rar und Sie sollten bei einem Besuch den Wagen schon am Rand des Flussbettes parken, wo auch einige Parkplätze zu finden sind. Die Parkplätze im Zentrum finden nur Ortskenner.
Es macht Spaß, durch die Gassen von Neo Karlovasi zu schlendern und die vielen schönen Gebäude zu bewundern. Das größte Gebäude ist die ehemalige, im neoklassischen Stil errichtete Porfyriada Schule gegenüber der Platia von Karlovasi, das heute von der Universität der Ägäis genutzt wird. Am Ende dieses Platzes befindet sich das ehemalige Rathaus, das heute als Stadthalle seine Funktion erfüllt. Geht man hinter dem Rathaus weiter bergauf, trifft man auf die Bischofskirche von Karlovasi. Noch weiter höher steht der ehemalige Palast des Hegemon und das Volkskundemuseum und schließlich die Xatzigianni Mädchenschule, in deren Gebäude sich heute die Universitätsbibliothek befindet.
Neo Karlóvasi
Siedler aus dem Peleponnes, von der Insel Kreta, von der Nachbarinsel Ikaria, den Kykladen - hier besonders von der Insel Naxos - und anderen Gegenden in Griechenland ließen sich im 18. Jahrhundert im von ihnen gegründeten Neochori nieder, dem späteren Neo Karlovasi, das heute das Geschäftszentrum der Stadt ist. Durch Handelsbeziehungen gelangten moderne fortschrittliche Ideen in die Stadt, die besonders den Bildungsbereich beeinflussten. Die Schule von Karlovasi wurde im Jahr 1781 gegründet und erhielt später den Namen des Gründers (möglicherweise wurde die Schule auch wieder neu errichtet) - Porfyrios Zambetis.
Prominentester Schüler an diesem Institut war Lykourgos Logothetis (1772 - 1850), der zu Beginn des 19. Jahrhunderts für wenige Jahre eine demokratische Versammlung etablierte und während der Griechischen Revolution (1821 - 1829) eine führende Rolle auf Samos einnahm. Lykourgos Logothetis wurde 1772 in Samos (Karlovasi) geboren und er verstarb am 25. Mai 1850 in Athen. 1897 wurde in dem Gebäude eine Handelsschule etabliert. 1920 bestand Neo Karlovasi aus drei Ortsteilen: Neo Karlovasi mit 3178 Einwohnern, Limin Neou Karlovasou mit 29 Einwohnern und Ormos Neou Karlovasou mit 490 Einwohnern. Neo Karlóvasi ist gleichzeitig auch der jüngste Teil der Stadt, obwohl das im Vergleich zu den anderen Stadtvierteln nicht sofort auffällt.
Gebäude
Auch hier in Neo Karlóvasi gibt es viele im tradionellen Inselstil errrichtete Häuser zu sehen, ein großes Rathaus an der Südseite der Platia, die große Panagia Kirche, die ehemalige Porfyriada Schule (Neoklassizismus) und die Xatzigianni Mädchenschule an der Odos Vliamou. Neo Karlóvasi ist heute das Zentrum der Stadt. Hier befindet sich u.a. die Mathematikabteilung der Ägäis Universität im Gebäude der Handelsschule. Im gleichen Gebäude war früher die Porfyrias Schule und die Xatzigianni Mädchenschule untergebracht. Heute ist dort die öffentliche Schule und die Bibliothek der Ägäis Universität ansäßig.
Bischofskirche
Die größte Kirche in Neo Karlóvasi ist auch gleichzeitig die Bischofskirche Kímesis tis Theotókou. Sie ist der Entschlafung Mariens geweiht, deren Festtag am 28. August gefeiert wird. Das Kirchengebäude ist prunkvoll gestaltet und wurde im Jahr 1898 errichtet. Das aus drei großen Bögen bestehende Hauptportal wird von zwei Säulen gestützt, deren oberen Abschluss zwei im ionischen Stil gefertigte Kapitelle krönen. Das Portal ist ein offener Narthex, die drei schweren Holztüren öffnen sich nach innen. Jeweils über jedem Tor ist eine Lünette angebracht mit Symbolen der Orthodoxie. Eine Besonderheit ist in der Kirche zu sehen: außer dem Bischofsthron ist auch der Thron der Hegemonen zu sehen, die von 1850 - 1912 die Geschicke der Insel leiteten. Die Kirche befindet sich etwa 150 Meter südlich der Platia und ist leider nur unregelmäßig geöffnet.
Universität der Ägäis
Die Universität der Ägäis (UAegean) wurde im Jahr 1984 gegründet, um neue Ansätze in der Hochschulbildung in Griechenland und darüber hinaus einzuführen und die regionale Entwicklung an den entsprechenden Standorten zu fördern. Die einzelnen Abteilungen der Universität befinden sich auf insgesamt sechs unterschiedlichen Inseln in der Ägäis und bieten eine einzigartige natürliche, kulturelle und humane Umgebung für moderne Studien an Plätzen der alten Wiege des Wissens. Hier auf der Insel Samos ist die Ägäis-Universität in Karlovasi beheimatet und beinhaltet die naturwissenschaftliche Fakultät mit den Instituten für Mathematik. Es gibt einen Fachbereich für Informations- und Kommunikationssystemtechnik, eine Abteilung für Produkt- und Systemdesign-Engineering (Sitz in Ermoupolis, Syros) und eine Abteilung für Statistik und Versicherungsmathematik.
Die einzelnen Abteilungen der Universität sind in den ehemaligen neoklassischen Gebäuden der Stadt untergebracht, aber auch Teile der alten Industriegebäude in den ehemaligen Gerbereien stehen zur Verfügung.
Karlovasi heute
Zur Winterzeit soll das Leben in Karlovasi bequemer und erträglicher sein als in der Hauptstadt Samos. Hier in Neo Karlovasi sind eine Vielzahl von Geschäften auch zu dieser Zeit geöffnet und auch Veranstaltungen finden hier statt. Viele Cafés und Bistros sind geöffnet und bei Sonnenschein sitzen die Gäste vor dem Lokal auf der Platia wie bei uns im Sommer. Es gibt tägliche Fährverbindungen mit dem Hafen von Piräus über die Kykladeninseln Paros und Naxos. Die Nationalstraße 62 führt an der Nordküste vorbei und erreicht über Kokkari den Busbahnhof in Samos-Stadt. Momentan sind hier auf dieser Strecke gewaltige Umbauarbeiten im Gange, die nur langsam voranschreiten, weil die Straße extrem nah an der Küste vorbeiführt. Der Flughafen „Aristrachos of Samos“ befindet sich im Südosten der Insel und ist etwa 41 Kilometer von Karlovasi entfernt.
Busverbindungen zwischen Karlovasi und Samos-Stadt werden wochentags mehrmals täglich von KTEL Samos angeboten, in die umliegenden Dörfer jedoch nur wenige Male die Woche [1]. Die Endhaltestelle der Buslinien befindet sich in Neo Karlovasi.
Strand Potami
Fährt man von der Westseite des Hafens einen kleinen Hang hinauf, kommt nach wenigen Minuten auf der Küstenseite ein Gebilde zum Vorschein, das wie ein Denkmal (Bild oben) aussieht. Es ist die dem hl. Nikolaus, dem Beschützer der Seefahrer geweihte Kirche und gleichzeitig das Wahrzeichen von Karlovasi. Zwei Kilometer weiter endet die Küstenstraße dann am Strand von Potami. In dieser Gegend gibt es viele kleine Tavernen und der Strand ist nicht nur bei Touristen beliebt. Etwa auf der Hälfte dieser Strecke zweigt auf der linken Seite in Richtung Strand......
Weitere Informationen zum Naturparadies Potami in der Nähe von Karlovasi auf der Insel Samos finden Sie hier....!
Genuesische Festung
Das Adelsgeschlecht der Laskariden - eine Familie aus Genua (Italien) - hatte sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf Samos niedergelassen. Es ist historisch nicht gesichert, warum gerade an diesem Ort die Festung entstanden ist. Man nimmt an, dass es hier einst einen Stützpunkt der Byzantiner gegeben hat, die eine kleine Ansiedlung in diesem Bereich schützte. Einige der Bauelemente in der Kirche entstanden nach Schätzung des Professors Argyris Petronotis jedoch erst in der zweiten Hälfte des 13. bzw. in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts...
Weitere Informationen zur genuesischen Burg in Potami bei Karlovasi finden Sie hier....!
Quellenverzeichnis:
1.: Informationen zur Geschichte der Stadt Karlovasi aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 24.10.2014!