Didyma
Übersicht
Neben dem Orakel von Delphi mit den berühmten Weissagungen der Pythia ist die antike Stätte Didyma mit dem Tempel des Apollon die bekannteste unter den griechischen Orakelstätten. Der heutige Name Didim hat seinen Ursprung vom alten Didyma und ist heute eine moderne Stadt mit mehreren Ortsteilen. In den Zeiten des Osmanischen Reiches nannte man die Stadt Hieronda. Nach der Gründung der modernen türkischen Republik nannte man sie Yoranda oder Yoran. Nach der teilweisen Zerstörung durch ein Erdbeben im Jahr 1955 wurde die Stadt neu aufgebaut und in Yenihisar (Neue Burg) umbenannt. Die Stadt gehörte bis 1991 zum Bezirk Söke. Später wurde das Gebiet zu einem Bezirk in der Provinz Aydın. 1997 erhielt der Ort den Namen Didim in Anlehnung an den Namen der antiken Stadt Didyma.
...ehem. griechisches Dorf Hieronda....
Wie bereits erwähnt, besaß der Ort mehrere Namen, die sich im Laufe der Jahrhunderte änderten. Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts begannen einige der ehemaligen Bewohner der neuen Stadt Milet diesen Ort zu verlassen und sich in den Ruinen von Didyma anzusiedeln. Die neuen Siedler waren überwiegend griechischer Abstammung. Sie nutzten den Tempel des Apollon als Steinbruch, um mit der Errichtung von Häusern rund um die alte Orakelstätte zu beginnen. Nach und nach wurde das Dorf größer und erstreckte sich bis zum Meer im Süden des Ortes. Sie gaben ihrem Dorf den Namen Hieronda. Nach der Vertreibung der griechischen Bevölkerung in Kleinasien zwischen 1922 - 1924 wurde der ehemalige griechische Ort in Jeronda oder Yoran umbenannt. Die Griechen errichteten eine Vielzahl schöner Häuser, wovon die Kirche in der Ortsmitte - die heutige Moschee - immer noch das schönste Gebäude ist.
...ehem. griechisches Dorf Akkoy....
Ein weiteres ehemaliges griechisches Dorf ist Akkoy (türk.: Akköy) im Bezirk Didim in der Provinz Aydın nahe der türkischen Westküste. Es wurde von den Griechen nach den vielen weißen Steinhäusern benannt, von denen auch heute noch einige zu sehen sind. Das ehem. Akkoy lag unweit der Ruinen der antiken Stadt Milet und südlich des Flussdeltas des Büyük Menderes (Großer Mäander). Das Dorf war wahrscheinlich schon seit Ende des 18. Jahrhunderts besiedelt. Während der Zwangsumsiedelung der Griechen 1923 verließ auch der Rest der griechischen Bewohner das Dorf- viele waren schon nach den schlimmen Ereignissen in Smyrna im September 1922 nach Samos und auf andere Inseln geflüchtet. Vor 1922 wohnten bis zu 4000 Griechen im Dorf, die friedlich mit ihren muslimischen Nachbarn zusammenlebten. Die ersten Griechen, die sich in Akkoy niederließen, kamen ab 1770 während der Regentschaft des Osmanischen Sultans Mustafa III.
Mustafa III. (* 28. Januar 1717; † 21. Januar 1774) war von 1757 bis 1774 Sultan des Osmanischen Reiches. Er war zu Reformen in verschiedenen Bereichen bereit, ohne sich damit allerdings immer gegen widerstrebende Kräfte durchsetzen zu können. Die Anwerbung von Griechen für diese Gegend hatte zum Ziel, die Bereiche der Landwirtschaft zu entwickeln und die Einwohnerzahl zu stabilisieren. Die neuen Siedler stammten zumeist von den Peleponnes und der Insel Kreta. Mit der Unabhängigkeitserklärung Griechenlands 1821 verließen allerdings viele Siedler den Ort. Erst im Zuge der Aufnahme von archäologischen Ausgrabungen in Milet und Didyma kamen wieder griechische Familien ins Dorf.
Mit der Hilfe Deutscher Archäologen wurde eine Grundschule und die griechisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Georg errichtet. Der Ingenieur und Archäologe Carl Humann (1839 - 1896) erwähnt den Ort als „größeres Griechendorf Ak-Köi“ in der Nähe von Balat (Neu-Milet), als er bei einem Besuch der antiken Stätte Didyma hier vorbeikommt. [2] Nach der „Kleinasiatischen Katastrophe“ 1923 verließen die Griechen Akköy und Türken vom griechischen Festland oder den Inseln mit ähnlichem Schicksal nahmen ihren Platz ein. Hier in Akköy ist übrigens auch das Grabungshaus (Milet) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI).
Didyma
Etwa 15 Kilometer von Milet entfernt liegt das berühmte Orakel von Didyma- eine mystische Stätte. Didyma (heute Didim in der Türkei) war ein antikes Heiligtum im Westen Kleinasiens mit einer bedeutenden Orakelstätte des Gottes Apollon. Der hellenistische Apollontempel wird in seiner Größe in Ionien nur vom Heratempel im Heraion von Samos und dem Tempel der Artemis in Ephesus übertroffen. Er zählt zu den am besten erhaltenen Großbauten des Altertums. Neben dem Apollontempel gab es weitere Bauten im Heiligtum, die erst in jüngster Zeit entdeckt wurden: Ein Theater aus römischer Zeit und die Fundamente eines Tempels, welche zu einem inschriftlich belegten Tempel der Artemis gehören.
Geschichte
Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. wurde abseits der Küste eine Straße gebaut. Diese sogenannte „Heilige Straße“ verband Milet mit Didyma. Ihr Name verweist auf ihren sakralen Charakter, da sie für Prozessionen bestimmt war. Die Straße zwischen Milet und Didyma führte auch am Hafen Didymas (Panormos) vorbei, der 3 Kilometer nordwestlich des Orakelheiligtums liegt und Panormos (heute Mavişehir) hieß. Die Kultlegende berichtet, dass Leto am Ort der Orakelstätte ihren Sohn Apollon von Zeus empfangen habe. Später erschien Apollon einem einheimischen Hirten namens Branchos, dem er die Sehergabe verlieh. Auf diesen Hirten führte sich das karische Priestergeschlecht der Branchiden zurück, die bis in die Zeit der Perserkriege Namensgeber und Vorsteher des Heiligtums waren. Daher kommt auch der frühere Name „Branchidai“; später wurden die Priester von Milet eingesetzt und gehörten zu angesehenen Familien der Stadt.
Alexander der Große
Das Orakel hatte schon im 7. Jahrhundert v. Chr. einen überregionalen Ruf. Dies belegt zum einen Herodot, der von Weihgeschenken des ägyptischen Pharao Necho und des Lyderkönigs Kroisos berichtet, zum anderen der tatsächliche Fund zahlreicher Weihgeschenke. Das schon in archaischer Zeit berühmte Apollonorakel von Didyma war nach dem Ionischen Aufstand und der Verwüstung durch die Perser verstummt, wie Strabon schreibt. 334 v. Chr. eroberte Alexander der Große Milet und befreite es von der Perserherrschaft. Spätestens seit dieser Zeit wird das zuvor regionale Heiligtum Bestandteil der Polis Milet gewesen sein. Weder bei dem antiken Geschichtsschreiber Arrian noch bei einem anderen wird erwähnt, dass Alexander in diesem Zusammenhang Didyma besuchte.
Dies ist ein Indiz dafür, dass das Apollonheiligtum damals keine wichtige Rolle spielte, denn Alexander suchte immer die wichtigen am Weg gelegenen Heiligtümer auf, wie z. B. das der Artemis von Ephesos oder der Athena von Priene. In römischer Zeit erweiterte Gaius Iulius Caesar den Asylbezirk. Angeblich versuchte Caligula, sich den Apollontempel anzueignen bzw. diesen fertigzustellen. Trajan ließ um 100 n. Chr. die Heilige Straße ausbauen und innerhalb des Heiligtums pflastern. Kaiser Hadrian war selbst Prophet im Heiligtum. Commodus (Sohn Marc Aurels) ließ ab 177 n. Chr. die Kommodeia als Kaiserkult feiern. Der religiöse Betrieb des Orakels kam im Verlauf des 4. Jahrhunderts zum Erliegen. [1]
Spätantike
In der Spätantike war Didyma Bischofssitz und wurde durch Kaiser Justinian I. mit dem Titel Iustinianopolis geehrt, bevor der Ort im Frühmittelalter einen rapiden Niedergang erlebte. Vom 10. bis 12. Jahrhundert war Didyma erneut Sitz eines Bischofs, und es lässt sich christliche Bautätigkeit nachweisen. Zweimal zerstörten Erdbeben Didyma, im 7. und im 15. Jahrhundert. Letzteres führte zur Aufgabe der Siedlung. Erst am Ende des 18. Jahrhunderts besiedelten Griechen den Ort wieder und benutzten die verfallenen antiken Gebäude als Steinbruch. [1] Diese kamen aus Milet und bauten hier in der antiken Stadt ihre neue Siedlung, was man am Architekturbild rund um das Orakel von Didyma sehr gut sehen kann. Sogar eine griechisch-orthodoxe Kirche aus dem früheren griechischen Dorf Hieronda ist noch im heutigen Didim zu sehen- sie ist in eine Moschee umgewandelt worden.
Gesamtanlage des Heiligtums
Das Zentrum des Apollonheiligtums war die in einer Senke gelegene Orakelquelle. Der frühere Tempel des 6. Jahrhunderts v. Chr. hatte noch einen geräumigen Platz vor sich. Darauf befand sich ein Rundbau, dessen Fundamente heute noch zu erkennen sind. Über seine Bestimmung ist nichts Sicheres bekannt. Am Hang befand sich mindestens ein offener Hallenbau zur Aufnahme von Weihgeschenken, mit denen auch das gesamte Heiligtum angefüllt gewesen sein muss - Waffen, Bronzegefäße, Statuen, Reliefs und anderes. Mit der Errichtung des großen hellenistischen Tempelbaus wurde eine halbrunde Terrasse angelegt, unter Verwendung von Bauteilen des zerstörten archaischen Tempels.
Mehrere Treppen führen von dieser hinunter. Auf der Terrasse fanden sich zahlreiche Urkundensteine und Reste eines unbestimmten Baus aus der Zeit des Kaisers Trajan (98 - 117 n. Chr.). Die äußere Begrenzung des Heiligtums ist nicht bekannt. Sie liegt unter der umgebenden Bebauung, wie auch die Einmündung der von Milet kommenden Heiligen Straße. Die Mauer, die heute den Bereich des Tempels umfasst, wurde von den Ausgräbern Anfang des 20. Jahrhunderts zum Schutz des Areals errichtet. Sie folgt den Grenzen der für die Grabung erworbenen Grundstücke und besteht aus Steinen, die bei der Freilegung des eingestürzten Tempels geborgen wurden.
...moderne Stadt Didim
Didim ist heute eine Kleinstadt auf einer Halbinsel und ist im Sommer ein beliebter Ferienort am Meer im Bezirk der Provinz Aydın an der türkischen Ägäisküste. Die Stadt ist etwa 123 Kilometer von der Provinzhauptstadt Aydın entfernt. Nordwestlich von Didim, etwa 27 km entfernt, befindet sich vor der Küste die griechische Insel Agathonisi und im Südwesten in einer Distanz von 16 km die Insel Farmakonisi. Didim liegt am Nordufer des Golfs von Güllük, gegenüber der südlich gelegenen Halbinsel Bodrum, deren gleichnamiger Hauptort etwa 37 Kilometer von Didim entfernt liegt. In der Antike ragte die Halbinsel weiter ins Meer hinein, aber die Verlandung des Großen Mäander zeigte auch hier Wirkung und die Halbinsel wurde stärker mit dem Festland verbunden. Im Nordwesten von Didim liegt der antike Hafen Panormos im heutigen Ortsteil Mavişehir. Hier wurde kürzlich eine Nekropole aus der archaischen Zeit (um 1200 - 750 v. Chr.) entdeckt.
Der Stadtbezirk besteht aus Didim selbst, einer Küstenstadt mit 26.000 Einwohnern und weiteren Ortsteilen, darunter u.a. Altınkum, Yalıköy, Mavişehir, Mersindere, Cumhuriyet und Efeler. Die Nachbarstädte sind Söke im Nordosten und Milas im Südosten. Der Tourismus ist vor allem im Sommer die Haupteinnahmequelle der Region, aber auch die Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag. Angebaut wird hier u.a. Weizen und Baumwolle. Tiere, insbesondere Schafe und Ziegen, werden hauptsächlich für den lokalen Verbrauch gezüchtet. Die Küste im Bereich von Didim hat sich zu einem sehr beliebten Ferienort entwickelt, der für seine langen Sandstrände, das klare blaue Meer, seine antike Ruinen in der Nachbarschaft und sein eigenes Mikroklima bekannt ist.
Aufgrund der Lage von Didim und der Attraktivität der Umgebung kamen in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts viele Menschen aus den Großstädten der Türkei, um hier eine Ferienwohnung, um Ferienhäuser, Apartments und Villen zu kaufen. 2009 wurde eine Marina in Betrieb genommen, die mit Liegeplätzen für 8 bis 50 Meter große Boote ausgestattet ist, ferner mit einem 400-Tonnen-Bootslift, mit Trockendocks, mit Hangars, Wartungsplätzen und einem Yachtclub. Weiterhin ist hier ein Einkaufszentrum zu finden, Restaurants und Besuchereinrichtungen. Weiterhin können durch die kürzlich erfolgte Erneuerung der Hauptstraßen die Flughäfen Bodrum und İzmir problemlos erreicht werden.
Quellenhinweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte des antiken Heiligtums Didyma im Westen Kleinasiens basieren auf dem Artikel Didyma (Stand vom 03.12.2018) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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2.: Eine Archäologie der Direktoren: Die Erforschung Milets im Namen der Berliner Museen 1899 - 1914 von Ioannis Andreas Panteleon - Seite 301-302
Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Strand Altinkum - Autor: Zorro2212" - "Promenade in Didim - Autor: Didim" sind lizensiert unter der Creative Commons Lizenz „Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0)“.