Domitian-Tempel in Ephesos
Überblick
Der Domitian-Tempel in Ephesos ist heute nur sehr schwer erkennbar. Er befindet sich im Westen der Staatsagora (Obere Agora) und ist sowohl über die Agora als auch über die Kuretenstraße zugänglich. Die Überreste des Tempels des römischen Kaisers Domitian befinden sich auf dem nach ihm benannten Platz in Ephesos. Der Domitian-Tempel, der auch als Sebastoi-Tempel bekannt war, wurde zu Ehren der Familie von Kaiser Domitian erbaut und soll das erste Gebäude sein, von dem bekannt ist, dass es einem Kaiser gewidmet ist. Auch wenn heute nicht viel vom Tempel übrig ist, hat das Österreische Archäologische Institut (ÖAI) durch die Forschungen in diesem Bereich neue Erkenntnisse gewonnen.
Kaiser Domitian aus dem Geschlecht der Flavier wurde im Jahre 81 n. Chr. römischer Kaiser. Seine anfangs redliche und gerechte Führung verwandelte sich langsam in eine absolute Herrschaft und er rief sich selbst zum „Dominus et Deus“ (Herr und Gott) aus. Heute können Besucher noch das gut erhaltene Fundament des Domitian-Tempels sehen und dank der ausführlichen Informationen vor Ort (ÖAI) sich vorstellen, wie der Tempel einst ausgesehen haben könnte. Der Tempel stand auf einem sechsstufigen Unterbau (24 x 34 Meter). Das nördliche Seite des Tempels war zwei Stockwerke hoch und wurde über eine Treppenanlage erreicht, die noch heute zu sehen ist. Insgesamt erfolgte beim Bau des Tempels eine Terrassierung des Geländes, die bis zur westlichen Seite der Staatsagora reicht. Der Tempel des Domitian ist das größte Bauwerk seiner Art in Ephesos.
Domitian Platz
Auf dem Platz des Tempels, heute als Domitian-Platz bekannt, standen viele Bauwerke. In der Mitte des Platzes, der nur zum Teil freigelegt worden ist, sieht man Bauteile, die von anderen Gebäuden aus der Umgebung stammen. Ein mit Girlanden verzierter runder Sockel war im 4. Jahrhundert n. Chr. von einem anderen Platz hierhergebracht worden. Am Rand vom Domitian-Platz sieht man ein dreieckiges Fragment mit einem Relief der Göttin „Nike“. Das Relief war ein Teil vom Herakles Tor. Eine schmale mit Marmor bedeckte Strasse, die in Richtung Süden zum Bülbül Dağı führte, endete hier bei den Resten eines monumentalen Tores - gemeint ist das Herakles-Tor, auch als Herkules-Tor bekannt, das den Eingang zur Staatsagora bildete. Zwei Sockel mit figuralen Darstellungen sind von diesem Tor übriggeblieben. Ein Sockel ist mit einer Figur von Hermes und einem Hammel gescmückt, der andere mit einem Jungen und einer Ziege.
Der Pollio-Bau, der zum Domitian-Platz zeigt, ist mit dem restaurierten breiten und hohen Bogen, der bereits zum Domitianbrunnen gehört, ein ahnsehnliches Bauwerk. Gaius Sextilius Pollio hat ihn im Jahre 97 n. Chr. erbaut. Der Domitianbrunnen war in Form einer Apsis angelegt und mit vielen Statuen geschmückt. Das Wasser floss von einer halbrunden Exedra aus in ein vorgelagertes Wasserbecken. Auf der runden Umrandung des Wasserbeckens befand sich die Statuengruppe der „Odysseus' Polyphem-Abenteuer, die man heute im Ephesos Museum besichtigen kann. Die Statuengruppe stammte ursprünglich von der Vorderseite des Augustus Tempels, der früher in der Mitte der Staatsagora gestanden hatte, war dort abmontiert und hier wieder angebracht worden. Diese Statuengruppe wird unter diesem Namen im Saal der Grabfunde des Ephesos Museums ausgestellt.
Der Domitiantempel - er stand fast mitten auf der riesigen Terrasse - wurde aufgrund der Funde eines Kopfes und eines Armes indentifiziert. Die Fragmente gehörten ursprünglich zu einer grossen Statue des Kaisers Domitian. Der Tempel des Kaisers war an der Südseite des heutigen Domitian-Platzes auf einer riesigen, neu angelegten Terrasse erbaut worden, die mit gewaltigen Substruktionen gestützt werden musste. Noch heute weiß niemand, welche Bauten sich vor der Errichtung des Tempels sich dort befanden. Ein Teil des Altars, der im Ephesos Museum ausgestellt wird, zeugt von äusserst feiner Handwerksarbeit. Nachdem der Kaiser Domitian (* 24. Oktober 51 in Rom; † 18. September 96 ebenda) im Jahre 96 von Palastangehörigen ermordet worden war, fasste der Senat den Beschluss der „Damnatio memoriae“.
Damnatio memoriae bedeutete die Verfluchung und demonstrative Tilgung des Andenkens an eine Person durch die Nachwelt. Der Begriff bezieht sich vor allem auf Handlungen im Römischen Reich. Aus diesem Grund wurden die Statuen vernichtet und der Name aus den Inschriften entfernt. Da es nur wenige Informationen über Domitian gibt, wird diesem Tempel eine wichtige Bedeutung beigemessen. An der Front des Tempels, die zum Domitian-Platz ausgerichtet war, gibt es eine Reihe gut erhaltener Läden. Die Terrasse, zu der mitten zwischen den Läden eine Treppe hinaufführt, überdeckt einen „Krypto Portikus“ mit Gewölbedecke.
Vor diesem „Krypto Portikus“ (Kryptoportikus (von griechisch kryptós = „verborgen“ und lateinisch porticus = „Laufgang“ - ist ein ganz oder teilweise unterirdisch gelegener Gewölbegang) befinden sich im nördlichen Bereich die Läden, die sich zum Domitian Platz öffneten. Im östlichen Teil am Rand der Staatsagora - im Krypto-Portikus des Domitian-Tempel - können heute in der sogenannten Schriftengalerie verschiedene Inschriften besichtigt werden, die bei den Ausgrabungen in Ephesos gefunden wurden. Im Norden des Domitian-Platzes befindet sich das Memmius-Denkmal, das im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurde. Der Sockel des Denkmals ist aus Kalkstein und der obere Teil aus Marmor. Dieses Denkmal wurde in der späthellenistischen Zeit zu Ehren von Gaius Memmius, einem Enkel des Diktators Sulla aufgestellt.
Memmius Denkmal
Das Memmiusdenkmal wurde zwischen 50. und 30. v. Chr. an einem besonders prominenten Bauplatz errichtet. Es ist ein Ehrenmonument für Gaius Memmius, einen Enkel des römischen Diktators Sulla. Die Rekonstruktion sieht einen turmartigen Aufbau mit Kegeldach vor; auf Reliefs zwischen den Säulen des Obergeschosses waren die Tugenden des Geehrten dargestellt. Zu sehen ist heute kein Wiederaufbau, sondern eine dem Kubismus verhaftete, moderne Architekturcollage. In der Nähe des Memmius Denkmals befindet sich ein Reliefbild der Siegesgöttin Nike. Sie hält in der linken Hand als Sinnbild des Sieges einen Lorbeerkranz. Sie stammt aus der römischen Periode und wurde unter den Ruinen des Domitianplatzes gefunden. [1]
Domitianbrunnen
Rechts des Polliobaus wurde in den Jahren 92/93 n. Chr. der Domitianbrunnen erbaut, dessen große Apsis sich zum Domitian-Platz öffnet. Rankenpfeiler tragen den Bogen, der heute als Beton-Marmor-Komposition angedeutet ist. In der Nische des Domitianbrunnen stand eine Statuengruppe mit der Darstellung von Odysseus' Polyphem-Abenteuer. Die Statuengruppe befindet sich heute im Ephesos-Museum in Selçuk. Der ältere Pollio-Bau (Denkmal) wurde in diese Neugestaltung einbezogen und die dabei entstandene Architekturkulisse mit Statuen ausgestattet. [1]
Pollio-Bau
Der Pollio-Bau, der im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurde, befindet sich heute links neben dem Domitianbrunnen. Innen in der Apsis des Brunnengebäudes (Domitianbrunnen), dessen Bogen neu restauriert wurde, befand sich ein Bassin aus Marmor mit Standbildern. Der 8 x 6,50 Meter große und 6,40 Meter hohe Sockel links neben dem Brunnen ist der Rest eines Ehrengrabes, das in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. dem Gaius Sextilius Pollio von seinem Stiefsohn auf einem von der Stadt Ephesos zur Verfügung gestellten Grund errichtet wurde. So ehrte die Stadt den Stifter der Basilika am Staatsmarkt und eines Aquäduktes (Pollio-Aquädukt). Deshalb wird das Grabdenkmal oft auch fälschlicherweise als Pollio-Nymphäum bezeichnet. [1]
Plan Ephesos - Domitianstempel
Domitiantempel in Ephesos
Der Domitiantempel fällt auf durch die beiden restaurierten grossen Säulen. Der Tempel bestand aus 2 Stockwerken, wovon das erste Stockwerk als Lager benutzt wurde. Das zweite diente als Tempel. Der Tempel wurde zu Ehren des Kaisers Domitian errichtet. Tempel und Altar dienten dem Kaiserkult und waren dem römischen Kaiser Domitian (81 - 96 n. Chr.), nach dessen Tod und der Tilgung seines Andenkens (Damnatio memoriae) dem Geschlecht der Flavier gewidmet. Der auf einem sechsstufigen Unterbau (24 x 34 Meter) errichtete Tempel mit 8 x 13 Säulen stand auf einer mithilfe mächtiger Stützbauten geschaffenen Terrasse. Mit dem Sieg des Christentums wurde er bis auf seine Fundamente abgetragen und ist heute fast völlig verschwunden. [1]
...das Inschriftenmuseum....
Das Inschriftenmuseum ist in den Kellergewölben des Domitiantempels untergebracht- der Zugang erfolgt vom westlichen Rand der Staatsagora. In den Gängen werden heute mehr als 3.000 vollständige oder bruchstückhafte Inschriften aufbewahrt. Eine Schausammlung zeigt rund 60 besonders instruktive Beispiele, unter anderem ein Todesurteil gegen Religionsfrevler, hellenistische Bürgerrechtsverleihungen, Kaiserbriefe, Ehreninschriften für Mitglieder der imperialen und städtischen Aristokratie sowie Grabinschriften. [1]
Sehenswürdigkeiten in Ephesos
- 1 Artemis Tempel in Ephesos
- 2 Vediusgymnasion
- 3 Stadion
- 4 Byzantinischer Bau
- 5 Marienkirche
- 6 Theatergymnasion
- 7 Verulanusplatz
- 8 Hafen
- 9 Arkadiane
- 10 Großes Theater
- 11 Untere Agora
- 12 Serapeion
- 13 Marmorstraße
- 14 Celsus Bibliothek
- 15 Hanghäuser
- 16 Kuretenstraße
- 17 Bordell
- 18 Hadrianstempel
- 19 Scholastikiathermen
- 20 Trajanbrunnen
- 21 Heraklestor
- 22 Memmiusmonument
- 23 Prytaneion
- 24 Pollio-Bau (Denkmal)
- 25 Odeion
- 26 Obere Agora (Staatsagora)
- 27 Domitiantempel
- 28 Lukasgrab
- 29 Magnesisches Tor
- 30 Ostgymnasion
- 31 Grotte der Siebenschläfer
- 32 Johannesbasilika
- 33 Isabey-Moschee
- 34 Ayasoluk-Hügel
- 35 Ephesos Museum
- 36 Haus der Maria (Meryem Ana)
- 37 Selçuk
Quellenverzeichnis:
1.: Die Informationen zu den Sehenswürdigkeiten in Ephesos entstammen zum Teil mit dem Lageplan den Informationen vor Ort des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI).
Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Fragmente einer Monumentalstatue des Domitian, Ephesus-Museum Selçuk, Westtürkei; Reste der Polyphem-Gruppe, Fries vom Isis-Tempel in Ephesos, Ephesos-Museum Selçuk; (2 Fotos) - Autor: Hans-Peter Simon" sind lizenziert unter der Creative Commons „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".