Obere Agora in Ephesos
Überblick
In der antiken Stadt Ephesos gibt es zwei Agorai (altgriechisch: ἀγορά agorá, Plural Agorai)- eine Untere Agora und eine Obere Agora. Die untere ist auch unter dem Namen Tetragonos-Agora bekannt und die obere als sogenannter Staatsmarkt. Die Staatsagora in Ephesos liegt auf einem ziemlich großen Gelände, auf dem - oder am Rande dieses Areals - sich einst die wichtigsten Gebäude der antiken Stadt Ephesos befanden. Eines der größten Gebäude im Norden des Geländes war die sogenannte Basilika Stoa (Marktbasilika).
Hier handelte es sich um eine zweischossige und dreischiffige Halle in ionischer Ordnung entlang der gesamten Nordseite des Staatsmarktes in Ephesos. Im Grunde sind hier zwei Gebäude gemeint, nämlich die Stoa, die aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammte und die Basilika, mit der die Stoa im 1. Jahrhundert n. Chr. überbaut wurde. Am Rande des Staatsmarktes befanden sich u.a. im Norden das Prytaneion und das Odeion (Bouleuterion), im Osten die Thermen am Staatsmarkt (römische Badeanlage), im Westen der Domitiantempel und im Süden der Agora eine sogenannte Fontäne (Nymphäum).
Plan Ephesos Staatsmarkt
...die Basilika Stoa...
Im Norden der Oberen Agora in Ephesos, dem sogenannten Staatsmarkt, befindet sich die Basilika Stoa. Im Jahre 11 n. Chr. stiftete C. Sextilius Pollio die zweigeschossige, dreischiffige Basilika Stoa (Königliche Halle). Über vier Stufen betrat man das Gebäude ionischer Ordnung, das einst zu den eindrucksvollsten Gebäuden der Stadt Ephesos gehörte. Es besaß 67 Säulen an der Front, die Seitenschiffe waren 4,72 Meter, das Mittelschiff 6,85 Meter breit. Aus dem Sockelbau im Osten stammen die monumentale Sitzstatuen des Kaiserpaares Augustus (27 v. Chr. - 14 n. Chr.) und Livia, die heute im Ephesos Museum in Selçuk ausgestellt sind.
Die Basilika wurde in der Zeit des Kaisers Augustus (ca. 1 - 14 n. Chr.) auf der etwa 160 Meter langen nördlichen ehemaligen Stoa der Staatsagora errichtet. Flankiert wird das langgezogene Gebäude vom Odeion (Bouleuterion), dem Prytaneion (Rathaus) und der Staatsagora selbst. Das Gebäude der Basilika war in drei Schiffe aufgeteilt und besaß als oberen Abschluss ein Holzdach. Die drei Schiffe waren durch zwei Reihen ionischer Säulen getrennt, deren Kapitelle (siehe Foto) als Abschluss Stierkopfbüsten darstellten. Später, etwa im 3. - 4. Jahrhundert n. Chr., wurden die Säulenkapitelle durch korinthische ersetzt. Die Basilika konnte von Osten über drei Portale betreten werden. Im Inneren des Gebäudes wurden Statuen von Kaiser Augustus und seiner Frau Livia gefunden. Die Basilika war ein Handelszentrum, in dem Kaufleute Waren anboten und auch Geldwechsler ihren Geschäften nachgingen.
...der Staatsmarkt...
Der Staatsmarkt in Ephesos (Staatsagora) wurde wahrscheinlich im 1. Jahrhundert v. Chr. in dem Sattel zwischen den beiden Stadtbergen als eine Platzanlage gestaltet, die zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. etwa 160 x 58 Meter einnahm. Säulenhallen rahmten den Platz an drei Seiten. Im Westen begrenzte ihn eine Quadermauer, an die sich in der Folge zahlreiche Einzelmonumente anlehnten. Mit den umliegenden Gebäuden bildete der sogenannte Staatsmarkt spätestens seit der Zeit von Kaiser Augustus (27 v. Chr. - 14 n. Chr.) das politische Zentrum der Stadt Ephesos. [1]
Tempel am Staatsmarkt
Auf dem Gelände des Staatsmarktes (Staatsagora) in Ephesos befand sich in der Antike ein Tempel. Dieser lag im Westteil des Staatsmarktes. Auf einem Podium von 23 x 15 Meter befand sich ein Ringhallentempel mit 6 x 10 Säulen und zusätzlicher Säulenreihe an der Front. Wahrscheinlich wurde der Tempel um 15 n. Chr., noch zur Zeit des Kaisers Augustus oder bereits unter Kaiser Tiberius, errichtet. Das Gebäude wird als Heiligtum des Vereins der römischen Bürger (conventus Civium Romanorum) für Divus Caesar und Dea Roma oder für Augustus interpretiert. In der Spätantike wurde der Tempelbau völlig abgetragen. [1]
Lageplan Fontäne und Hydrekdocheion
...die sogenannte Fontäne...
Im südlichen Bereich des Staatsmarktes befindet sich eine weitere Brunnenanlage. Die inschriftlich als Nymphäum bezeichnete „Fontäne“ ist Ende und Verteiler der in den Jahren 7. - 15. n. Chr. unter dem Prokonsul P. Calvisius Ruso Julius Frontinus in die Stadt geführten Wasserleitung. Stifter war C. Sextilius Pollio, ein Bürger von Ephesos. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde die Anlage erweitert. Sie erhielt zwei Seitenflügel mit davorliegenden Brunnenbecken. Schwer beschädigt wurde das Nymphäum um 340 n. Chr. und von dem Prokonsul L. Caelius Montius wiederhergestellt. [1]
Hydrekdocheion (Wasserschloss)
Das sogenannte Hydrekdocheion (Wasserschloss) wurde um 80 n. Chr. vom Prokonsul Gaius Laecanius Bassus gestiftet und von 80. - 82. n. Chr. erbaut. Laecanius Bassus war zu dieser Zeit Gouverneur von Ephesos. Der Monumentalbrunnen lag am Kreuzungspunkt zweier Hauptstraßen. Wegen der enormen Größe des Brunnens wurde das Hydrekdocheion als „Wasserpalast“ oder auch als „Wasserschloss“ bezeichnet. Das rechteckige, etwa 105 Quadratmeter große Bassin rahmten an drei Seiten opulente, zwei- bis dreigeschossige Tabernakelfassaden, an der vierten Seite war ein Schöpfbecken vorgelagert. Der Brunnen war auf die Terrasse des Domitian-Tempels ausgerichtet. [1]
Das Zusammenspiel der reichen und bunten Architektur mit dem wasserspendenden Skulpturenschmuck und dem dynamischen Element Wasser machte den Brunnen zu einer Attraktion. Im Ephesos Museum sind die Statuen des Meeresgottes Triton und der Musen zu sehen, die die äußere Struktur des Hydrekdocheion schmückten. Dieser Brunnen war mit der sogenannten Fontäne verbunden, die sich auch im Bereich der Staatsagora befindet. Ihr Wasser bezogen die beiden Brunnen (Nymphäen) vom Aquädukt des Sextilius Pollio, der diese Wasserleitung während der Herrschaft des römischen Kaisers Augustus etwa zwischen 7. - 15. n. Chr. erbauen ließ. Der Aquädukt war etwa 3,5 Kilometer lang und Teile seiner Überreste sind noch entlang der Autobahn Selcuk-Aydin zu sehen. [1]
Thermen am Staatsmarkt
Die sogenannten Thermen am Staatsmarkt waren eine römische Badeanlage. Sie dürften sich im Areal eines früheren hellenistischen Gymnasiums befunden haben. Vier Baderäume sind an der Nordseite teilweise aus dem Fels gearbeitet. Das im Westen gelegene Caldarium (Warmbaderaum) besitzt sieben mit Badebecken ausgestattete Nischen. Im Westen und Süden schließen Hallen mit Mosaikböden an, die als Aufenthaltsräume und Wandelhallen dienten. Im nicht ausgegrabenen Gelände im Süden wird eine Palästra (offener Hof) vermutet, die der körperlichen Ertüchtigung wie auch der geistigen Beschäftigung diente.
Sehenswürdigkeiten in Ephesos
- 1 Artemis Tempel in Ephesos
- 2 Vediusgymnasion
- 3 Stadion
- 4 Byzantinischer Bau
- 5 Marienkirche
- 6 Theatergymnasion
- 7 Verulanusplatz
- 8 Hafen
- 9 Arkadiane
- 10 Großes Theater
- 11 Untere Agora
- 12 Serapeion
- 13 Marmorstraße
- 14 Celsus Bibliothek
- 15 Hanghäuser
- 16 Kuretenstraße
- 17 Bordell
- 18 Hadrianstempel
- 19 Scholastikiathermen
- 20 Trajanbrunnen
- 21 Heraklestor
- 22 Memmiusmonument
- 23 Prytaneion
- 24 Pollio-Bau (Denkmal)
- 25 Odeion
- 26 Obere Agora (Staatsagora)
- 27 Domitiantempel
- 28 Lukasgrab
- 29 Magnesisches Tor
- 30 Ostgymnasion
- 31 Grotte der Siebenschläfer
- 32 Johannesbasilika
- 33 Isabey-Moschee
- 34 Ayasoluk-Hügel
- 35 Ephesos Museum
- 36 Haus der Maria (Meryem Ana)
- 37 Selçuk
Quellenverzeichnis:
1.: Die Informationen zu den Sehenswürdigkeiten in Ephesos entstammen zum Teil mit dem Lageplan den Informationen vor Ort des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI).
Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Basilika Stoa am Staatsmarkt in Ephesos - Autor: Rita1234" - "Ionische Kapitelle mit Stierkopfdarstellung - Autor: Klaus Walter" sind lizenziert unter der Creative Commons „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".